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Geschichte


Geschichtliches

Seinen heutigen Ortsnamen verdankt Heinum nach Wilhelm Barner (1893-1973, deutscher Lehrer und Heimatforscher, Heimatpfleger des Landkreises Alfeld und Leiter des Städtischen Heimatmuseums Alfeld) wohl einem altsächsischen freien und edlen Herrn Heino. Der Name hängt mit Heinrich, abgekürzt Hein, zusammen. Dieser hatte sich hier angesiedelt, es war also das Heim des Heino, Heino-heim. Daraus entstanden die Namensformen Heinheim, Heinem, Heinum und aus der Siedlung entwickelte sich das Dorf.

Der Dorfchronik aus dem Jahre 1955 ist zu entnehmen, dass in der Feldmark südlich von Heinum 1927 eine Steinaxt gefunden wurde, die auf das 3. Jahrtausend v. Chr. datiert werden konnte. Auch Feuersteinwerkzeuge, die vielseitig als Acker- und Wirtschaftsgeräte Verwendung fanden, und ein Halsreif, ein Schmuckstück der Bronzezeit, wurden in der Erde entdeckt, so dass man davon ausgehen kann, dass die Feldmark Heinums schon weit vor ihrer ersten urkundlichen Erwähnung besiedelt war.

Als ein besonders schönes Fundstück erwähnt Wilhelm Barner in der Heinumer Chronik auch einen Brakteaten, eine dünne Silbermünze mit wulstig gebogenem Rand, deren Prägung einen Bischof mit je einem Vortragekreuz links und rechts zwischen zwei Kuppeltürmen zeigt. Diese Münze geht auf das 13. Jh. zurück und wird Konrad II. zugeschrieben, der von 1221-1246 Bischof von Hildesheim war und Zeiten der Entspannung ... gern auf dem bischöflichen Hofe im nahen Nienstedt verbrachte.

Während der Amtszeit seines Nachfolgers Heinrich I. schließt das Michaeliskloster zu Hildesheim im Jahre 1255 einen Kaufvertrag ab, in dem Heinum zum ersten Mal namentlich erwähnt wird. Kirchlicher Besitz ist in Heinum, ebenso wie in den Nachbarorten, eindeutig nachzuweisen. Weiteren Urkunden der Folgezeit ist zu entnehmen, dass die Herren von Rheden Grundbesitz und ein Vorwerk in Heinum besaßen und die Adelsfamilie hier außerdem das sog. Niedergericht ausübte (vergleichbar mit einer heutigen Gemeindeverwaltung und den Aufgaben eines Amtsgerichtes).

Eine Kapelle stand in Heinum bereits kurz nach seiner ersten urkundlichen Erwähnung, der westliche Teil der noch heute existierenden Cosmas-und-Damians-Kirche stammt aus der Zeit um 1300. Sie war über Jahrhunderte der deutlich älteren Archidiakonatskirche von Rheden unterstellt.

Während des Dreißigjährigen Krieges musste Heinum Plünderungen und Verwüstungen durch kriegerische Truppen verkraften, das überwiegend von der Landwirtschaft dominierte Dorf darüber hinaus immer wieder schwere Unwetter und Jahre der Missernten überstehen.

Aus dem Bauerndorf Heinum hat sich bis heute ein Dorf entwickelt, das die Berufstätigen täglich verlassen, um in der näheren oder weiteren Umgebung ihren Lebensunterhalt zu verdienen. War man auch über lange Zeit unabhängig durch eine ertragreiche Landwirtschaft, ein Lebensmittelgeschäft, einige Handwerksbetriebe, eine Gastwirtschaft, eine Post, eine eigene Schule und sogar eine Tankstelle, so sind die Heinumer nun auch für die Erledigung ihrer Einkäufe auf außerhalb liegende Angebote und damit auf den Besitz eines PKW angewiesen. Für den Sport müssen sie ihr Dorf jedoch nicht verlassen, denn Heinum hat mit dem SV Heinum einen Sportverein mit mehreren Sparten und eigenen Sportanlagen.

Zwar wurde Heinum 1974 mit Wallenstedt zu einem Ortsteil der Gemeinde Rheden und mit dieser im November 2016 in die Stadt Gronau eingemeindet, aber schon zur 700-Jahr-Feier und auch beim Fest 50 Jahre später bekundete man zu recht: Wer voll in der Gegenwart stehen will, muss die Vergangenheit kennen. Dann kann er auch froh in die Zukunft schauen.

Ihrer Geschichte bleiben die etwa 180 Heinumer also trotz aller Veränderungen treu und an das ehemalige Bauerndorf erinnert noch heute das Ortswappen, das eine auf einem Seerosen-Stängel sitzende Mehlschwalbe auf goldenem Grund zeigt. Zur Auswahl dieses Wappens geben die Heinumer folgende Begründung:

„Für unser Bauerntum ist die Schwalbe nicht nur die Bringerin des Frühlings, sondern auch die Beschererin des Glücks schlechthin. Sie genießt deshalb den unbedingten Schutz aller in unseren Dörfern, und ein Schwalbennest zerstören hieße, das Glück aus Haus und Hof vertreiben! So erkor die rein bäuerliche Gemeinde Heinum dieses schöne Wappen mit einer wahrhaft tiefen Sinngebung.“


Historische Baulichkeiten

Kapelle

Zu finden: Im Mitteldorf

Die zur mittelalterlichen Taufkirche Rheden gehörende Kapelle in Heinum wurde vermutlich um 1300 errichtet und zweihundert Jahre später erweitert. Der ältere heutige Westteil des langgestreckten rechteckigen Kirchenbaus reicht etwa bis zur Mitte der Längsseiten und trägt am äußeren Ende einen Dachreiter aus dem 18. Jh. Der später angesetzte Teil endet mit geradem Chorschluss im Osten. Unterhalb des spitzen und schmalen Ostfensters befindet sich eine Nische mit einer Inschrift im oberen Rand: A(nno) D(omini)...in vigilia Cosme (et) Damiani sowie in der Mitte eine nicht mehr eindeutig lesbare Jahreszahl (1503/1511?). In der Übersetzung bedeutet die Inschrift Im Jahre des Herrn 1503/1511 am Tag vor Cosmas und Damian. Text und Jahreszahl beziehen sich vermutlich auf die Fertigstellung oder Weihe des Kirchenanbaus, die somit auf den Tag vor dem Festtag der Heiligen Cosmas und Damian (27. Sept.), also den 26. Sept. datiert wurde. Beide Heilige sind Patrone der Mutterkirche in Rheden. Ob aus den Namen jedoch auch ein Patrozinium für die Kapelle in Heinum abgeleitet werden kann, ist ungeklärt. Links und rechts der Nische sind die Namen Jesus (ihesus) und MARIA zu lesen.

An den drei Fenstern des Ostchores befinden sich an den Gewänden (schräg in das Mauerwerk geschnittene seitliche Begrenzung der Fenster) unterschiedliche Steinmetzzeichen. Durch diese Art der Markierung ließ sich im Mittelalter ein behauener Stein eindeutig als das Werk eines bestimmten Steinmetzes – diese erhielten als junge Gesellen anstelle eines Gesellenbriefes ein eigenes Steinmetzzeichen – bzw. einer Familie oder Werkstatt zuordnen und erleichterte die Abrechnung mit dem Handwerker nach Fertigstellung der Arbeit.

Man betritt das Innere der Kirche durch eine Tür an der Südwestecke der Kapelle. Dieses wurde zuletzt in den 1990er Jahren renoviert.

Der Altarstein stammt aus der ältesten Zeit der Kirche. Auf seiner Platte sind noch die drei Weihekreuze zu erkennen. Der barocke Altaraufsatz geht vermutlich auf das Jahr 1660 zurück. Links und rechts vom Altar befinden sich an der Wand des Ostchores zwei flügellose, in Gewänder gekleidete Lichterengel mit Stirnreif aus dem 15. Jh. An den Figuren sind eiserne Lichterringe befestigt, in denen Kerzen Halt finden.

Die Kanzel links vom Altar erhielt die Kapelle im Jahre 1587. In Heinums Festschrift von 1955 wird berichtet, dass der „Schottilier“ (Feintischler, Anm. d. Red.) – offensichtlich ein Tischler mit besonderen technischen Kenntnissen und filigranen Fertigkeiten – 38 Tage lang mit seinem Knecht an der Errichtung der Kanzel gearbeitet hat. Tatsächlich sind die Kassettenfelder des Korbes mit außergewöhnlich schönen Holzschnitten mit Engelsköpfen, Ornamenten und Architektur beklebt, die aus größeren Blättern willkürlich ausgeschnitten wurden, eine seltene Dekorationstechnik in Norddeutschland, die im südlichen Niedersachsen sonst nur noch in der mittelalterlichen Wehrkirche von Offensen bei Uslar zu finden ist. Möglicherweise waren auch die Felder der zur selben Zeit eingebauten Emporenbrüstung auf dieses Weise gestaltet.

An der Wand der Kanzel gegenüber hängen zwei auf Sockeln stehende Holzplastiken aus dem 15. Jh. Sie stellen die Figuren der Hl. Anna selbdritt (hiermit bezeichnet man in der christlichen Ikonographie eine Darstellung der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind, Anm. d. Red.) und die eines jugendlich wirkenden Bischofs dar. Beide Figuren waren ursprünglich mit Farben bemalt, die nur noch in Resten erhalten sind.

Unterhalb der beiden Figuren befindet sich eine heute zugemauerte Piscinanische, die ursprünglich eine Öffnung nach außen hatte und in der sich ein kleines Wasserbecken befand. In diesem Piscinabecken reinigte ehemals der Priester seine Hände und die am Altar benutzten Geräte. Das überschüssige Wasser und die geweihten Reste von Öl und Wein wurden durch den Ablauf nicht in die Kanalisation, sondern in der Erde des um die Kirche liegenden Friedhofs geleitet und konnte dort versickern.

Eine Besonderheit der Heinumer Kapelle sind außerdem ein Totenkasten und sechs Totentafeln mit Namensinschriften und Sprüchen, an deren oberen Rand sog. Totenkronen befestigt sind. Auf Initiative der damaligen Ortsheimatpflegerin wurden die lange auf dem Dachboden der Kapelle gelagerten Totentafeln anlässlich der letzten Kirchenrenovierung restauriert und wieder aufgehängt.

Bei diesen Totenkronen handelt es sich um verzierte Konsolbretter, die für Kinder oder jung verstorbene und ledig gebliebene Personen angefertigt wurden. Dem Verstorbenen wurde eine Totenkrone aus Buchsbaum oder Myrte auf das Kopfende des Sarges oder in die Hand gelegt. Grundlagen bildeten, je nach Vermögen des Stifters, Silberdraht oder Weidenruten. Die Kronen wurden mit Blumen, Perlen, Glasornamenten oder Bändern geschmückt. Eine Totenfrau brachte die Krone nach der Beisetzung in die Kirche zurück, wo die Angehörigen sie auf den Altar stellten. Dort verblieb sie so lange, bis ein Tischler eine Totenkronenkonsole angefertigt hatte. Stifter dieser Tafeln waren meist die Eltern oder Geschwister, teils auch die Paten. Die Verwendung solcher Schmuckgegenstände bei Bestattungen ist für den gesamten europäischen Raum und für die Zeit vom Ende des 16. bis zum 19. Jahrhundert, vereinzelt noch bis ins 20. Jahrhundert belegt. Der Brauch der Totenkronen erinnert an die himmlische Hochzeit der Seele des Verstorbenen mit Christus.

Die erste in Heinum gestiftete Totentafel ließ das Ehepaar Windel für ihre im Alter von einem Jahr verstorbene Tochter Justina 1829 anfertigen. Weitere Tafeln wurden für drei im Kindesalter verstorbene Kinder der Familie Büsse gestiftet. Familie Büsse bewirtschaftete in Heinum einen Köthnerhof und eine Schmiede und gründete 1792 eine Ziegelei, die in Heinum als „Hütte“ bezeichnet wurde. Später übernahmen die Büsses auch den Dorfkrug Heinums.

Die Totenkronen der beiden Kinder des Tagelöhners Sievert befinden sich in einem Totenkasten, an dessen Rückwand man Notizen und Informationen des Tischlers Jürgen Boysen aus Heinum fand, der vermutlich auch alle Totentafeln der Heinumer Kapelle anfertigte.

Zu erwähnen sind außerdem die zwei farbigen, von Familie von Rheden 1907 gestifteten Fenster in der Nordseite der Kirche. In ihnen sind die Namen und Wappen der Stifter August Adolf von Rheden und seiner Ehefrau Elfriede von Rheden geb. von der Decken zu erkennen.

Die Bronzeglocke im Dachreiter der Heinumer Kapelle wurde 1639 zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges von kriegerischen Truppen vom Turm geholt und zerschlagen. Unter dem Rhedener Pastor Warnerus Oporinus und auf Betreiben der Heinumer Altaristen Tile Sivers und Bartold Norden wurde sie unter Verwendung der verbliebenen Bruchstücke neu gegossen. Diese zwei Zentner schwere Glocke als Mahnmal gegen den Krieg trägt als Inschrift den lateinischen Spruch PAX JESU IN ORBIS REDUX VIGEAT / PETITE OMNES (Jesus, bewirke, dass Friede im Erdkreis wieder einziehe und erstarke, bitte alle darum) die Namen der beiden Altarleute und ihres Ortes (Heinen), den Namen des Glockengießers Hinrich Quenstedt aus Hildesheim und den Namen des Pastors.

Bevor man den Kirchhof wieder verlässt, lohnt ein Blick auf die noch verbliebenen Grabsteine des ehemaligen Heinumer Friedhofes, über die hier mehr zu erfahren ist.

Die Heinumer Kapelle ist außerhalb der Gottesdienstzeiten geschlossen. Kirchenführungen können vereinbart werden mit dem Pfarramt Rheden unter Tel. 0 51 82 / 25 33 oder dem Ortsheimatpfleger, Tel. 0 51 82 / 90 99 26.

Alte Schule und ehemalige Post

Zu finden: Im Mitteldorf

Folgt man der kleinen Straße Im Mitteldorf von der Kirche aus weiter, so passiert man ein Wohnhaus mit der Nr. 9, das von 1888 bis 1960 die Schule Heinums gewesen ist, und mit der Nr. 3 das Gebäude der ehemaligen Post, das um 1690 entstand. Auch dieses ist heute Wohnhaus einer Familie.

Ehemaliges Vorwerk von Rheden

Zu finden: Gronauer Landstr. 10

Seit dem Mittelalter besaß die Familie von Rheden ein Vorwerk (= ein landwirtschaftlicher Gutshof/ Zweigbetrieb) in Heinum mit 450 Morgen Land und einer Schäferei und nannte sich daher auch auf Rheden und Heinum. Es handelte sich hierbei um den Hof an der Gronauer Landstr. 10.  Letzte Besitzerin aus der Familie von Rheden war Oda von Schubert, geb. von Rheden (1924-2014), die den Betrieb Ende der 1960er Jahre verkaufte. Sie wurde auf dem Kirchhof der Heinumer Kirche in einem Familiengrab beigesetzt.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Alte Ziegelei

Zu finden: Hüttenweg 1

Warum es in Heinum einen Hüttenweg gibt, ist für Ortsunkundige nicht sofort nachzuvollziehen. Wer jedoch bei den Heinumern nachfragt, der erfährt, dass es etwas abseits des Dorfes eine Ziegelei gegeben hat.

Sie wurde 1792 von August Büsse gegründet und schon 1898 aus Rentabilitätsgründen wieder stillgelegt. Augusts Sohn und Erbe Gustav Büsse ließ den Hochofen und die dazu gehörende Halle abreißen und nutzte das Anwesen anschließend als landwirtschaftlichen Betrieb weiter.

Der Heinumer Ziegelstein soll der härteste, sauberste und schönste der ganzen Umgebung gewesen sein, wie Maurer aus späteren Jahren als Fachleute immer wieder bestätigten. Bauliche Zeugin der Heinumer Hütte ist bis heute die alte Schule in Brüggen (heute DGH), für deren Bau die Ziegel aus Heinum verwendet wurden.